Timmy Kampmann

„Hast Du die Zeit gesehen“

 

… wurde durch Eindrücke eben dieser intensiven Zeit in eine Form aus Worten gepresst. Überzeitlicher Text und vergehende Zeit, beides lineare Kräfte in eigenen Dimensionen, bilden hier eine Doppelnatur der Gegenwartserfahrung im Gewand der typographischen Meditation.

 


Zum Schreiben kommt man durchs Lesen — und manchmal kommt man vom Schreiben zum Vorlesen. So war es bei mir. Seit 2017 mache ich Kleinkunst aus Groß- und Kleinbuchstaben, nehme die Welt auseinander und bau sie auf Papier wieder zusammen und lasse darauffolgend Publikum daran teilhaben.

Obwohl ich in Bildern denke, kann ich mich der Worten innewohnenden Kraft nicht entziehen. Die Umwelt in Worte zu transformieren ist eine Art der Vereinnahmung. Es ist dieser Urgedanke des "was-benannt-werden-kann,-wird-greifbarer", der sich vorzüglich zur Erforschung und Eroberung der Welt anbietet. Dabei lasse ich mich von Anaphern und Iterationen verführen, genieße die Verklanglichung der flinken Impulse zwischen zwei Neuronen und sehne mich nach dieser Wahrhaftigkeit, die Gesprochenes und Geschriebenes für sich verbuchen.

Schreiben ist das Töpfern der Gedanken und letztendlich wird es ein Gefäß der eigenen Seele. So gewinnt man nicht nur die Welt, die man schreibt, man gewinnt auch ein Stück seines Ichs dazu.

 


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