Blauwild in Englischrot
Gouache, Kreide, Grafit, 2017
Christoph Lammert erschafft sich Welten auf Papier und Leinwand in einer direkten malerischen Sprache.
Wir glauben Felsformationen, Gewässer, Flüsse, Himmel usw. mal als Ansicht, mal in Aufsicht aus der Perspektive eines Kartographen oder Satelliten zu erkennen. In kraftvoller, mitunter ausgesprochen pastoser Farbgebung, die der Bildoberfläche eine geradezu reliefartige Haptik verleiht, werden landschaftsähnliche Sujets inszeniert.
Neben den raumfüllenden und raumgreifenden Massen kommt immer auch der Linie eine besondere Rolle zu … denn es ist der Pinselstrich, die Linie, die ein Gerüst erschafft, Strukturen bildet, der freien Form mehr eigenwillig folgt als dabei in Kontur zu erstarren. Dennoch ist die Malerei von Christoph Lammert nicht eine, die den Betrachter primär mit den Gewissheiten des Wiedererkennens belohnen möchte.
Die Aneignung von Welt geht einher mit einer visuellen Aneignung. Die Entdecker und Eroberer in Zeiten, als noch ganze Kontinente entdeckt und erobert werden konnten, zeichneten Karten, versicherten sich mit Hilfe topografischer Studien über ihren Aufenthaltsort, ihre neue Umgebung. Bis heute hat die Ansichtskarte aus dem Urlaubsort eine durchaus vergleichbare Funktion.
Christoph Lammert spielt mit diesen Möglichkeiten der Aneignung, verortet sich und seine Malerei allerdings in einer eigenen Welt. Ihn interessiert nicht der Mount Everest sondern der Mount Elsewhere oder der Mont Paradis. Er malt nicht den Viktoria-See sondern den Lake Hope. Sein Bild „Große Ansichtskarte“ erinnert eher an eine geografische Schulwandkarte denn an eine Hochglanzpostkarte.
Christoph Lammerts Welten sind immer auch von den Zufällen des Entstehungsprozesses geprägt und machen sich Erfahrungswerte im Erleben von Landschaft zu eigen, ohne dass der Künstler dabei konkrete Landschaft im Sinne einer wirklichkeitsnahen Darstellung vor Augen hätte. Aus einem inneren Impuls erwächst eine lebendige und farbintensive Malerei, deren prozesshaftes Entstehen ablesbar bleibt. Lammerts Bilder verschaffen Einblicke in ein klingendes Universum, sie sind Bestandteile seiner künstlerischen Wirklichkeit, die strichweise Welt wird.
Gleichsam aus dem Reisetagebuch des Malers, einer inneren, einer geistigen Reise, entstehen topographisch anmutende Landschaftlichkeiten. So wie eine Expedition die neuen Ufer, die ungesehenen Hänge oder fremdartigen Erhebungen zu erforschen sucht, so wird das Atelier des Malers zum Laboratorium für Malerei, darin mit Kreide, Pinsel und Spachtel zufällige Erkundungen eingeholt und absichtslose Vermutungen formuliert werden. Denn beinahe genau dort erwächst dem Betrachter Welt: grob umrissen.
(Dr. Bernd A Gülker)
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Dieser gute, wie im wahrsten Sinn des Wortes merk-würdige Satz stammt aus der Feder von Friedrich Schiller. Wir wollen ihn verstehen als ein ausdrückliches Ja zu Kunst und Kultur als wesentlichen und notwendigen Bestandteil unseres freiheitlichen Zusammenlebens. Es ist ein Ja dazu, das Kunst und Kultur Räume braucht, auch gerade öffentliche, in denen sie sich entfalten, präsentieren und wirken kann.
Dass dies nicht einmalig bleibt, sondern über diese ansehBar hinaus zur Wirkung kommt, muss Zustimmung, Anerkennung und Förderung kreativer und freiheitlich künstlerischer Prozesse von uns allen und auf allen beteiligten Ebenen im gewollten Miteinander gepflegt werden.