Stummes Requiem, 2020
Ein stummes Requiem („Requiem“ von lat. requies : „Ruhe, Rast, Todesruhe“), ein Requiem auf einen Corona-bedingt verstummten Kulturbetrieb, die kulturelle Leerstelle wird ausgestellt!
Hier ist ein Teil der Musik direkt zu hören (Klick "Listen in browser)
Die Partitur des Requiems wird statt einer realen Uraufführung als Topographie, als Bauplan einer (momentan) nicht realisierbaren musikalischen Architektur öffentlich ausgestellt / plakatiert.
Als Komponist und Student an der Musikhochschule Köln, momentan allerdings wohnhaft in Gelsenkirchen, habe ich die Zeit des Lockdowns dazu genutzt, ein Corona-Requiem (unter textl. Rückgriff auf Giovanni Boccaccios Dekameron-Einleitung mit der erschreckend zeitlosen Pestschilderung aus dem Jahr 1350) für Soli, Chor und Orchester zu komponieren. Die Tatsache, dass eine Aufführung momentan und in dieser Besetzung leider vermutlich auch noch eine längere Zeit unmöglich ist, hatte mich zunächst in eine ziemliche Depression gestürzt, man stellt sich plötzlich die Frage: für wen komponiert man da eigentlich?.... Doch dann kam mir die Idee, dass das Wort "Requiem" in seiner Wortbedeutung eigentlich nichts anderes bedeutet, als "Ruhe, Rast, Todesstille". Und in meiner Verzweifelung einer ausbleibenden Uraufführung (ich habe bei den lokalen Kulturstätten angefragt, es ist zumindest momentan aussichtslos) habe ich mich entschieden, die Partitur als solche auszustellen. Was wohl kaum ein Komponist wagen würde: seinen Notentext zu veröffentlichen, zu künstlerischem Gemeingut zu machen, zu "popularisieren" als Kunstaktion im Sinne von Künstlern wie Banksy. Als "stilles Mahnmal" mit dem Tenor: HIER KÖNNTE (nicht ihre Werbung, sondern) EINE URAUFFÜHRUNG STEHEN! Doch die Uraufführung dieses Musikstücks findet "gedruckt" statt, repräsentatives Symbol unserer momentanen kulturellen Situation.
www.marc-vogler.de
Dieser gute, wie im wahrsten Sinn des Wortes merk-würdige Satz stammt aus der Feder von Friedrich Schiller. Wir wollen ihn verstehen als ein ausdrückliches Ja zu Kunst und Kultur als wesentlichen und notwendigen Bestandteil unseres freiheitlichen Zusammenlebens. Es ist ein Ja dazu, das Kunst und Kultur Räume braucht, auch gerade öffentliche, in denen sie sich entfalten, präsentieren und wirken kann.
Dass dies nicht einmalig bleibt, sondern über diese ansehBar hinaus zur Wirkung kommt, muss Zustimmung, Anerkennung und Förderung kreativer und freiheitlich künstlerischer Prozesse von uns allen und auf allen beteiligten Ebenen im gewollten Miteinander gepflegt werden.